Frühmorgens aus dem Haus, abends wieder nach Hause – und das Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Das Leben der meisten Menschen orientiert sich an diesem Schema, egal ob jenes von Kindern oder jenes von Erwachsenen.
Noch etwas ist Kindern und Erwachsenen der industrialisierten Gesellschaft gemeinsam: Die meisten von ihnen erfüllen die meiste Zeit Erwartungen von Dritten. Kinder jene von Lehrpersonen sowie Lehrmittel- und Lehrplanautor*innen. Erwachsene jene von Vorgesetzten. Nur: Fremdbestimmung wirkt sich negativ auf das psychische Wohlbefinden aus.
Die dritte Gemeinsamkeit hat ebenso negative Auswirkungen: Die zu bewältigenden Aufgaben fühlen sich vielfach nicht stimmig an. Entweder sie sind unterfordernd und langweilen. Oder aber sie sind überfordernd und stressig.
Wäre es nicht klasse, mehr Autonomie zu haben? Und entsprechend die Aufgaben besser den individuellen Fähigkeiten anzupassen? Nicht zuletzt deshalb wagen Menschen zuweilen das Abenteuer selbständige Erwerbstätigkeit. Allerdings lauert da eine grosse Gefahr: Das Mindset der industrialisierten Welt.
Industrialisiertes Mindset: Leistungsorientierung
In der industrialisierten Arbeitswelt gab es eine limitierte Anzahl Arbeitsplätze. Entsprechend war es wichtig, einen dieser Arbeitsplätze zu ergattern. Für jeden Arbeitsplatz definierte ein Pflichtenheft die Leistungserwartungen. Arbeitnehmende strebten also danach, die jeweiligen Leistungserwartungen zu erfüllen, um Ende Monat Lohn auf dem Bankkonto vorzufinden. Leistungsorientierung sehe ich als Paradigma der Lohnarbeit und somit der industrialisierten Gesellschaft.
Geld wird in dieser Sicht zu einem zentralen, ja existenziellen Mittel.
Lohn, also Belohnung, ist die Fremdbestimmteste aller Motivationsarten. Dabei gilt: Je fremdbestimmter die Motivation, desto unzufriedener fühlen wir. uns Wir leben nicht unsere Leidenschaften, fühlen uns nicht erfüllt. Es entsteht eine innere Leere, die es zu füllen gilt. Dies tun wir meistens durch Konsum. Wir kaufen uns etwas Schönes, fühlen uns damit kurzzeitig gut, dann ist die innere Leere wieder da und wir müssen uns wieder etwas Schönes leisten.
Somit benötigen wir noch mehr Geld und müssen noch mehr arbeiten. Der Fokus auf das Objekt der Begierde potenziert sich. Ein Teufelskreis.
Digital geprägtes Mindset: Spielorientierung
In der digital geprägten Gesellschaft werden Routinetätigkeiten nach und nach Algorithmen beigebracht. Also jene Tätigkeiten, die sich immer und immer wiederholen. Genau da sind Algorithmen stark. Trendstudien gehen davon aus, dass rund 40-50 Prozent sämtlicher Jobs durch Algorithmen übernommen werden können und somit den Menschen abhanden kommen. Dafür entstehen neue Stellen; die meisten davon mit ganz anderen Anforderungsprofilen. Im Vordergrund stehen meist Kreativität, Problemlösefähigkeit und Sozialkompetenz. Also jene Kompetenzen, die ein Computer (noch) nicht hat. Dies sind Kompetenzen, die am besten beim Spielen gefördert werden.
Wer spielt, tut etwas, was seinem Innersten entspringt. Dies wird vor allem beim freien Spiel der Kinder deutlich. Doch auch Erwachsene können nach diesem Schema leben: Sie können ihrer Leidenschaft folgen und das tun, was ihrem Innersten entspringt. Wie das etwa Künstlerinnen und Künstler tun. In diesem Artikel habe ich im Detail beschrieben, weshalb ich diese Art des Lernens und Arbeitens als zentrales Paradigma, ja, als Erfolgsgeheimnis der digital geprägten Gesellschaft halte.
Gemäss Studien fühlen sich Menschen nirgends so wohl wie beim Spielen. Kein Wunder, beim Spielen können Leidenschaften gelebt werden. Das fühlt sich erfüllend an. Etwas einfach aus Freude tun ist denn auch die selbstbestimmteste aller Motivationsarten. Der Fokus liegt nicht beim Geldverdienen, sondern bei der Leidenschaft.
Wer spielerisch die Leidenschaft lebt, benötigt keine Ersatzbefriedigungen. Der Bedarf nach übermässigem Konsum entfällt. Das macht Geld noch unbedeutender. Die Spirale dreht sich exakt in die entgegengesetzte Richtung als bei der Leistungsorientierung.
4 Hürden auf dem Weg vom 20. ins 21. Jahrhundert
Auf dem Weg von der Leistungs- und Geldorientierung zur Spiel- und Leidenschaftsorientierung stossen viele Menschen auf verschiedene Hürden. Diese halten viele Menschen von diesem Transformationsprozess ab. Auch viele selbständig Erwerbende geht das so und so fühlen sie sich auch nach dem Schritt in die Selbständigkeit nicht viel besser als vorher. Hier sind vier typische Hürden:
- Die erste Hürde taucht gleich zu Beginn auf: Menschen kennen ihre Leidenschaft nicht. Haben keine Ahnung, was sie wirklich, wirklich gerne tun. Wie sollen sie auch, das war während der gesamten Schulzeit und auch während der Zeit als Angestellte nicht relevant. Waren die Leidenschaften im Vorschulalter noch da, verschwanden sie in den folgenden Jahrzehnten. Obwohl selbständig Erwerbende alle Freiheiten hätten, ihre Leidenschaft zu leben, sind sie vielfach mit einem Business unterwegs, mit dem sie zwar finanziell über die Runde kommen, das ihnen aber nicht wirklich Erfüllung bringt.
- Eine nächste Hürde ist die Sicht auf das Geld als das Mittel, das die Existenz sichert und Freiheit bringt. Das sind alles Glaubenssätze der industrialisierten Gesellschaft, von denen es sich zu lösen gilt. Denn Geld bringt weder Freiheit noch ist es existenziell. Geld ist das, was wir darauf projizieren, wie Peter König, Experte für die Beziehung zum Geld, im Buch „30 Dreiste Lügen über Geld“ treffend erklärt.
- Wer die Leidenschaft lebt, weicht nicht selten von traditionellen Lebenskonzepten und Normen ab. Die Norm ist noch immer, Leistungserwartungen Dritter zu erfüllen. Wer stattdessen die persönliche Leidenschaft in den Vordergrund rückt, wird oft schräg angeschaut. Hier gilt es, sich von der Meinung des Umfeldes frei zu machen.
- Die digitale Transformation wirkt als Brandbeschleuniger: Wer mit dem leistungsorientierten Mindset in die Beschleunigung der digital geprägten Gesellschaft hineingeht, dürfte die innere Leere noch deutlicher spüren. Die Lösung finden wir beim Spielen. Dort lernen wir, mit dem Unbekannten umzugehen, ja, es gar zu genießen, denn die Ungewissheit macht den Reiz des Spiels überhaupt erst aus.
PlayfulLife-System
Bei all diesen Hürden biete ich in meinem Coaching-Programm Unterstützung an. Als erstes begleite ich meine Klient*innen dabei, ihre persönlichen Antriebskräfte zu finden. Wer die kennt, kann daraus verschiedene Leidenschaften definieren. Diese Leidenschaften können als Hobby oder als Beruf gelebt werden. Nicht alle Leidenschaften eignen sich als Beruf, da aber mit den Antriebskräften die Zutaten dafür bekannt sind, können einfach andere Leidenschaften definiert werden.
Anschließend wird ein Weg definiert, wie die Leidenschaft gelebt werden kann. Wer bereits selbständig erwerbend ist, wird bei der Umsetzung wenig Probleme haben. Wer Unterstützung wünscht, ist herzlich eingeladen, sich an AKUT Coaching zu wenden.
Parallel dazu rückt im Prozess mit dem PlayfulLife-System das Mindset in den Vordergrund. Der Umgang mit Meinungen Dritter wird genauso angegangen, wie der Umgang mit dem Unbekannten und das Vertrauen in den inneren Kompass, der die Fokussierung auf das Geld als Existenzgrundlage aufbricht.
Fazit
Insgesamt habe ich mit dem PlayfulLife-System einen Weg bestehend aus 12 Schritten entwickelt, auf dem Klient*innen von der leistungsorientierten, industrialisierten Denkart zum spielorientierten, digital geprägten Mindset transformieren können. Der Gewinn ist vielfältig:
- Sie fühlen sich erfüllt,
- sind erfolgreich in der neuen Welt,
- können sich von Burnout und Boreout verabschieden
- und prima mit der hohen Dynamik und dem Unbekannten der neuen Welt umgehen
Dr. Nando Stöcklin ist Ethnologe, Pädagoge, Spielforscher und systemischer Coach. Seine Überzeugung: Spielen ist das Lernen und Arbeiten des 21. Jahrhunderts. 2018 gründete er Spiel dein Leben und begleitet seither Eltern von der Leistungsorientierung des 20. Jahrhunderts zur Spielorientierung des 21. Jahrhunderts. Sein Angebot findet sich unter https://spieldeinleben.ch/schatzsuche/.